Tiergesundheit


Zahnstein

Ein Infoblatt zu dem Thema Zahnstein? Das mag vielen Tierbesitzer überflüssig erscheinen!
Leider zeigt uns jedoch der Alltag, dass diesem Bereich der Zahnheilkunde, von vielen Tierbesitzer, immer noch viel zu wenig oder teilweise gar keine Aufmerksamkeit geschenkt wird!
Aus diesem Grund möchte ich im folgenden einige Anmerkungen zu diesem Thema machen, verbunden mit dem Appell, die Zähne nicht nur regelmäßig auf Zahnstein zu kontrollieren, sonder die Beläge bereits im Anfangsstadium entfernen zu lassen. Zahnstein ist keine Bagatelle. Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Gingivarezession (Zahnfleischrückbildung) mit anschließendem Zahnverlust werden immer durch Zahnbelag ausgelöst!

Idealerweise sollte bereits der Welpenbesitzer einmal täglich die Zähne seines Tieres kontrollieren. Das hat den Vorteil, dass sich Tier und Besitzer frühzeitig an diese Prozedur gewöhnen und der Besitzer eine Vorstellung von sauberen Zähnen und gesundem Zahnfleisch bekommt. Werden im Rahmen der täglichen Kontrolle Zahnfrakturen oder andere Verletzungen bzw. Veränderungen in der Maulhöhle festgestellt, kann der Besitzer frühzeitig reagieren. Zusätzlich sollte bereits das Welpengebiss ein Mal täglich vorsichtig gereinigt werden !
Hat sich Zahnstein gebildet, macht es keinen Sinn, die Reinigung der Zähne mit Zahnpasta und Zahnbürste anzufangen. Zahnstein kann man nicht wegbürsten ! Was spricht aber dagegen, den Zahnstein bereits zu entfernen, solange noch keine Gingivitis vorliegt? Damit beugt man einer Zahnfleischentzündung vor! Besonders gilt dieses, für Tierbesitzer, die sich von einer täglichen Zahnreinigung ihres Tieres nicht überzeugen lassen oder sich das Tier als unkooperiert erweist.
Ob sich unter dem Zahnstein noch andere Probleme wie alte Kronenfrakturen verbergen, lässt sich oft erst nach der Entfernung des Zahnsteines beurteilen. Diese Zahnerkrankungen sollt en dann ebenfalls sofort behandelt werden !

Technik der Zahnsteinentfernung

Grobe Beläge können mit einem kleinen Rangeur oder einer speziellen Zahnsteinentfernungszangen beseitigen werden. Zur Minimierung der Verletzungsgefahr der Gingiva (Zahnfleisch) sollte für die Entfernung dünner Zahnbeläge ein Ultraschallgerät eingesetzt werden. Subgingvale Beläge in Zahnfleischtaschen lassen sich mit Zahnküretten entfernen. Ideal sind verschieden geformte Küretten, die den unterschiedlichen Zahn-formen und –krümmungen entsprechen. Nur so lassen sich alle subgingvale Winkel parodontaler Taschen gründlich reinigen ohne Beschädigungen des Zahnschmelzes. Ohne die gründlichste Reinigung aller parodontalen Taschen wird eine Gingivitis nicht abklingen und Zahnbeläge kehren nach kürzester Zeit zurück. Nach dem reinigen und polieren der Zähne in der Praxis, ist die tägliche Zahnreinigung durch den Besitzer bis in die Zahnfleischtaschen dringend geraten. Die Zahnpflege sollte täglich mit einer Zahnbürste zusammen mit einem Chlorhexidin-Gel oder einer Chlorhexidin-Lösung erfolgen. Chlorhexidin ist das potenteste oral Desinfektionsmittel. Kann der Besitzer keine tägliche Zahnpflege gewährleisten, dann muss intraoperativ eine Gingivektomie bis auf den Grund der Tasche oder die Extraktion des Zahnes erwogen werden! Besonders gilt dies für mehrwurzelige Zähne, deren Wurzelfurkationen frei liegen. In der meisten Fällen ist die Extraktion dieser Zähne die beste und einzige sinnvolle Therapie, um dem Tier dauerhaft Schmerzen zu ersparen !

Polieren und Glättung der Zahnoberfläche

In Anschluss an die Zahnsteinentfernung sind die aufgerauten Zahnoberflächen mit einem Polierkelch und einer fluoridierenden Polierpaste zu polieren. Diese Zusatzleistung erfragen Sie bitte auf jeden Fall bei Ihrem Tierarzt.

Die Fälle, dass ein Hund oder eine Katze mit Zahnstein und eitriger Gingivitis bereits durch extremen Geruch aus der Mundhöhle auffallen, sollten wirklich der Vergangenheit angehören !

Diverse

Ich möchte noch einmal das Thema der Diagnose von Zahnerkrankungen und Zahnbehandlungen ansprechen.
Immer wieder kommen Tierbesitzer wegen unserer fachlichen Spezialisierung in unsere Praxis, um bei ihrem Tier eine Zahnbehandlung durchführen zu lassen. In den meisten Fällen wurde ihnen von ihrem Haustierarzt signalisiert, dass eine Zahnbehandlung nicht nötig sei oder „man“ nichts machen könnte weil die Tiere z.B. zu alt sind.

In der meisten Fällen lässt sich eine erfolgreiche Therapie durchführen. Auch wenn diese oft aufwendig ist, sind die Tiere in der Regel sehr dankbar, dass ihnen nach monatelangem Leiden endlich geholfen wurde.

Ein wichtiger Aspekt, den Sie nicht vergessen sollten, sind die Spätfolgen des eitrigen Gingivitis. Die ständige bakterielle Infektion ist eine Belastung für alle Organen, wie z.B. Leber, Nieren vor allem aber Kreislauf und Herz. Die durch Entzündungen entstandenen Herzklappenschäden zwingen den Tierarzt leider schon sehr früh ihr Tier auf starke Herzmedikamente für Lebenslang einzustellen.

Also nur Mut zur Zahnbehandlung. Die Tiere werden es vor allen Ihnen danken!

Bitte unbedinkt ankliken!

Dr. med. vet. Jan Lison

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